Starke Argumente gegen Oeckinghausen Süd und weitere neue Gewerbegebiete in Halver

Die Bezirksregierung Arnsberg hat im neuen Regionalplan für Oeckinghausen ein 21 Hektar großes interkommunales Gewerbegebiet ausgewiesen. 16 Hektar dieser Flächen sind für Lüdenscheid bestimmt, 5 Hektar für Halver. Von dieser interkommunalen Planung waren die Stadtverwaltungen in beiden Städten überrascht. In Halver sind sich auch alle im Stadtrat vertretenen Parteien einig, dass sie ein interkommunales Gewerbegebiet in dieser Größe nicht wollen.

Die Idee, ein kleineres Gewerbegebiet für Halver auf der entsprechenden Fläche auszuweisen, aber stößt bei den anderen Parteien und der Stadtverwaltung auf Interesse – dabei hatte die Stadt noch vor zwei Jahren zugesichert, kein weiteres Gewerbegebiet entlang der Bundesstraße 229 zu planen. Mit Oeckinghausen Süd aber wird genau dieser Sprung über die Bundesstraße nun immer wahrscheinlicher – vor allem, wenn die Stadt Halver in ihrer Stellungnahme zum Regionalplan dies einfordert.

Wir, als BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Halver sind strikt gegen die Ausweisung neuer Halveraner Gewerbegebiete im Regionalplan – und das aus folgenden guten Gründen:

1. Natur- und Klimaschutz: Versiegelte Flächen sind tote Flächen

Im Kampf gegen die Klima- und Artenvielfaltskrise unserer Erde zählt jeder Quadratmeter naturbelassener Fläche, denn unversiegelter Boden:

  • …saugt wie ein Schwamm Regenwasser auf, stellt es Pflanzen zur Verfügung oder aber leitet es in Grundwasserspeicher und somit auch zu uns Menschen,
  • … lässt Wasser an seiner Oberfläche verdunsten und sorgt für Kühlung, vor allem im Sommer,
  • … ist der einzige Lebensraum für Pflanzen, die der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen und so die Erderwärmung bremsen,
  • … speichert durch Pflanzen gebundenen Kohlenstoff in Form von Wurzeln und anderer Pflanzenreste,
  • …ist ein Hort tierischer Artenvielfalt. Im Erdreich leben zahllose Organismen, die Natur und Mensch zum Überleben brauchen, so zum Beispiel Erdhummeln und viele andere für Bestäubung zuständige Insekten,
  • … wandelt Abfälle, Tier- und Pflanzenreste in Humus um und macht die enthaltenen Nährstoffe wieder verfügbar,
  • …unterstützt die Luftreinigung, indem sich Staubpartikel auf der Bodenoberfläche ablagern können und gebunden werden,
  • …dient der Landwirtschaft und somit der Produktion grundlegender Lebensmittel für uns Menschen.

Diese Stärken der Natur sind auch für Halver wichtiger denn je, weil die Insektenvielfalt in unserer Region seit Jahren rapide abnimmt, die Temperaturen steigen und die Auswirkungen des Klimawandels immer spürbarer werden. Angesichts dieser Entwicklung nimmt die Bedeutung naturbelassender Flächen mit jedem Tag zu. Wenn wir den Boden als Klimadienstleister und Lebensraum nicht jetzt wirkungsvoll schützen, werden wir selbst, vor allem aber unsere Kinder und Enkel schon bald spüren, wie schwer es ist, ohne die Dienstleistungen der Natur zu überleben.

2. Flächen sichern für nachhaltige Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion in Halver

Durch den Klimawandel hat die Produktivität der Landwirtschaft weltweit bereits um 21 Prozent abgenommen – was uns auch in Halver trifft. Denn ein Großteil unsere Grundnahrungsmittel stammt mittlerweile aus Asien und Südamerika. Um die Treibhausgasemissionen unserer Nahrung zu verringern und eine Versorgung unserer Bevölkerung langfristig zu sichern, müssen Getreide, Obst und Gemüse wieder regional und am besten ökologisch nachhaltig angebaut werden. Dazu brauchen unsere Landwirte jedoch ausreichend Grünland und Ackerflächen. Flächen, die einmal versiegelt wurden, sind für die Landwirtschaft unwiederbringlich verloren. Deshalb zählt auch hier jeder Quadratmeter Fläche!

3. Flächenbedarf für Gewerbe in Halver lässt sich durch intelligente Nutzung vorhandener Grundstücke decken

In Halver stehen noch ausreichend freie Gewerbeflächen für interessierte Firmen zur Verfügung – so etwa im Gewerbegebiet Oeckinghausen Nord sowie an der Oststraße. Unser gemeinsames Ziel muss sein, bereits beschlossene Gewerbeflächen nach modernen, ökologischen Richtlinien zu planen und zu erschließen. Das heißt zum Beispiel:

  • Gewerbebauten mehrgeschossig zu planen. Auf diese Weise ließe sich der Flächenverbrauch um bis zu 50 Prozent reduzieren.
  • Alle Gewerbebauten mit Photovoltaikanlagen und Gründächern auszustatten. Durch erstere ließe sich erneuerbarer Strom vor Ort produzieren; letztere würden Regenwasser speichern und vor allem an warmen Tagen durch Verdunstung zur Kühlung der Umgebungsluft beitragen.
  • Vorausschauend agieren: Industrie und Wirtschaft erleben derzeit große strukturelle Umbrüche. Viele Firmen erfinden sich neu. Prozesse werden digitalisiert, Maschinen kleiner, Lieferketten optimiert. Vor diesem Hintergrund müssen sich Stadtverwaltung und Politik fragen, ob der Bau riesiger Lagerhallen auf grüner Wiese, wie wir ihn in den zurückliegenden Jahren erlebt haben, wirklich noch zukunftsweisend ist. Wir sagen NEIN!

 

Unterstützen Sie unser Anliegen

Helfen Sie uns, das Gewerbegebiet Oeckinghausen Süd zu verhindern. Legen Sie als Privatperson Einspruch gegen den Regionalplan ein. Dafür reicht eine E-Mail an die Bezirksregierung. Schicken Sie Ihre Stellungnahme bis zum 30. Juni 2021 per E-Mail an: beteiligung-mk-oe-si@bra.nrw.de (Ausführliche Informationen zum Regionalplan finden Sie hier)

Überzeugen Sie zudem ihre Vertreter*innen im Halveraner Stadtrat. Unsere Fraktion wird dort gegen jede Planung neuer Gewerbegebiete stimmen. Für Mehrheiten benötigen wir jedoch die Unterstützung der anderen Parteien.

Gern stehen wir Ihnen auch als Ansprechpartner zur Verfügung. Sie erreichen unsere Fraktion über:

  • Matthias Clever, Fraktionsvorsitzender; E-Mail: info@gruene-halver.de
  • Jana Schrage, stellvertretende Fraktionsvorsitzende; E-Mail: info@gruene-halver.de

 

Literaturhinweis:

  • Ortiz-Bobea, A., Ault, T.R., Carrillo, C.M. et al. Anthropogenic climate change has slowed global agricultural productivity growth. Nature Climate Change. 11, 306–312 (2021). https://doi.org/10.1038/s41558-021-01000-1

Foto: Peace/Adobe Stock

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