Tour de Halver #3: Neues Ökogebiet Oberes Hälvertal

„Von der Quelle zur Mühle“ heißt das Gemeinschaftsprojekt der Stadt Halver und dem Verein Heeßfelder Mühle. So entstand rund um den Wandertreff Winkhof das neue Ökogebiet Oberes Hälvertal. Ziel ist es, den Wald, die Wiesen und Feuchtgebiete entlang des Bachs Hälver zu renaturieren und zu schützen. Dieses Gebiet ist so groß wie 84 Fußballfelder und dient als Ausgleichsmaßnahme für Umweltzerstörungen durch das neue Gewerbegebiet Leifersberge. Wir haben uns aufs Rad gesetzt, um ein paar Eindrücke vor Ort zu sammeln. In diesem Artikel stellen wir dir das Areal vor. Im Video zu unserem Besuch nehmen wir dich mit auf unsere kurze Radtour!

Warum wurde das neue Ökogebiet Oberes Hälvertal angelegt?

Vermutlich würdest du diese Frage so beantworten: Natürlich, um die Natur zu schützen und um einen für Mensch und Tier lebenswerteren Bereich zu schaffen. Leider ist der eigentliche Grund für dieses Gebiet viel pragmatischer: Durch die Schaffung des neuen Gewerbegebiets Leifersberge muss die Stadt sogenannte Ausgleichsmaßnahmen durchführen.

Solche Ausgleichsmaßnahmen dienen dazu, die negativen Auswirkungen durch ein Bauprojekt auf die Umwelt zu kompensieren und das ökologische Gleichgewicht zu erhalten. Typische Maßnahmen umfassen die Anpflanzung von Bäumen, Schaffung neuer Biotope und Renaturierung. Sie sind gesetzlich vorgeschrieben und sollen zur Verbesserung der Lebensqualität und Förderung der Biodiversität beitragen.

Wir finden es ein bisschen schade, dass für die Schaffung vom neuen Ökogebiet Oberes Hälvertal erst anderswo ein Gewerbegebiet entstehen muss. Trotzdem rechnen wir es der Stadt hoch an, dass sie diese Maßnahme direkt vor den Toren der Stadt durchführt. Das Quellgebiet der Hälver ist absolut schützenswert und wir halten diese Maßnahme für einen großen Gewinn.

Obsthof Winkhof: Streuobstwiese und nachhaltige Landwirtschaft im Ökogebiet Oberes Hälvertal

Streuobstwiesen sind von großem ökologischem Wert: Sie fördern eine hohe Biodiversität, indem sie Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten schaffen, darunter auch bedrohte Arten. Diese Wiesen sind ein Refugium für alte und regionale Obstsorten. Sie tragen zur genetischen Vielfalt und zum Erhalt des Kulturguts bei.

Klimaschutz ist ein weiterer wichtiger Aspekt, da Streuobstwiesen CO2 binden und so zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Die Wurzeln der Obstbäume stabilisieren den Boden. Sie schützen so vor Erosion und verbessern die Wasseraufnahme, was zu einem ausgeglichenen Wasserhaushalt führt. Optisch prägen Streuobstwiesen das Landschaftsbild und bieten attraktive Erholungsräume für Menschen, die Natur genießen möchten.

Eine der ersten Maßnahmen – direkt hinter dem Wandertreff Winkhof – war die Anlage einer solchen Streuobstwiese. Die Blüten und hoffentlich bald auch Früchte bieten ein reichhaltiges Buffet für Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Die Wiesen im Ökogebiet werden extensiv bewirtschaftet. Das heißt, hier kommen weder Dünger noch Gülle zum Einsatz. Das schont die Natur und fördert die Biodiversität. Kleines Highlight für uns Menschen: Hochzeitspaare können hier die Patenschaft für Obstbäume übernehmen.

Schutz des Quellbereichs der Hälver

Der Quellbereich der Hälver wird künftig vor Bebauung geschützt – was bislang in der langfristigen Planung nicht der Fall war. Es wird kontrolliert, ob Wasser abgeleitet wird, und es werden Maßnahmen zur Wiederherstellung der Auenbereiche ergriffen. Umgestürzte Bäume stauen kleine Bachläufe an, wodurch neue Lebensräume entstehen. Schädliche Durchlässe wie zum Beispiel alte Rohre werden durch Furten ersetzt. Durch diese können Frösche und Molche ungehindert wandern.

Weitere Maßnahmen zum Erhalt der Natur

Im Ökogebiet Oberes Hälvertal werden verschiedene Biotope erfasst. Uralte Bäume und Totholz bleiben erhalten, um Insekten Lebensräume zu bieten. Fremde Baumarten und Monokulturen werden nach und nach in heimische Hainsimsen-Buchenwälder umgewandelt. Unnötige Forstwege werden zurückgebaut, um den Tieren mehr Ruhe zu bieten.

Totholz ist von großer ökologischer Bedeutung, da es zahlreichen Insekten, Pilzen und Mikroorganismen Lebensraum bietet. Diese Organismen spielen eine entscheidende Rolle im Nährstoffkreislauf des Waldes. Sie zersetzen das Holz  und setzen dabei wichtige Nährstoffe wieder frei. Tote Bäume dienen als Brut- und Nistplätze für verschiedene Vogelarten und kleine Säugetiere. Der Erhalt von Totholz trägt wesentlich zur Biodiversität und ökologischen Stabilität eines Waldes bei.

Dass der Anbau von Fichten in Monokulturen zu Problemen führt, können wir rund um Halver überall beobachten. Ein Problem solcher Monokulturen ist, dass sie Lebewesen wie dem Borkenkäfer ideale Bedingungen zur Vermehrung bieten. Die Käfer können leicht von Baum zu Baum wandern, ohne auf natürliche Barrieren zu stoßen. Dies hat rund um Halver zu massiven Problemen geführt. Zudem sind Fichtenmonokulturen weniger widerstandsfähig gegenüber Stürmen und anderen extremen Wetterereignissen. 

Im Gegensatz dazu bieten gemischte Wälder, wie die angestrebten Hainsimsen-Buchenwälder, eine höhere Widerstandskraft gegenüber solchen Bedrohungen. Sie fördern ein gesundes Waldökosystem, das besser in der Lage ist, Schädlinge und Krankheiten abzuwehren. Und sie tragen zur Erhöhung der Biodiversität bei. Der Umbau des Waldes im Ökogebiet Oberes Hälvertal ist ein wichtiger Schritt zur Schaffung eines stabilen und vielfältigen Ökosystems. Im Hinblick auf den Klimawandel ist diese Fläche besonders wertvoll.

Zukunft des Ökogebiets Oberes Hälvertal

Der Stadtrat von Halver hat allen Maßnahmen zugestimmt und die finanziellen Mittel bereitgestellt. Zusätzlich wurde der Antrag gestellt, das Gebiet „Oberes Hälvertal“ in ein offizielles Naturschutzgebiet umzuwandeln. So könnte der Lebensraum und seinen Artenreichtum langfristig erhalten werden. Diese Maßnahmen kommen sowohl der Natur als auch den Menschen in Halver zugute.

Das Video: Tour de Halver #3 – Ökogebiet Oberes Hälvertal

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