Gemeinsam den regionalen Bahnverkehr stärken

Auf einer Bahnfahrt in unsere Nachbargemeinde Meinerzhagen diskutierten wir am Wochenende mit Grünen aus Kierspe und Meinerzhagen die Situation des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region „Oben an der Volme“. Während unseres Zwischenstopps in Meinerzhagen besichtigten wir Orte, die Dank Fördermitteln nun in einem neuen Glanz erscheinen. 

Einem in dieser Woche vorgestellten Gutachten zufolge könnten in Deutschland rund 4000 Kilometer stillgelegte Bahnstrecke reaktiviert werden. Durch einen solchen Schritt würden nach Auskunft des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Allianz pro Schiene 291 Städte und Gemeinden wieder an das deutsche Schienennetz angebunden werden und die Attraktivität des klimafreundlichen Verkehrsträgers Bahn weiter steigen.

Ausgangspunkt unserer Bahnreise – der neue Bahnhof Halver-Oberbrügge. (S. Löschke)

Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Halver haben diese Meldung gestern zum Anlass genommen, die erst vor kurzem reaktivierte Bahnverbindung zwischen dem neuen Haltepunkt Oberbrügge und unserer Nachbargemeinde Meinerzhagen gemeinsam zu testen und die Fahrt für einen Informationsaustausch mit Stefan Heinrich, Geschäftsführer der Schleifkottenbahn GmbH, zu nutzen. Stefan Heinrich und der seinerzeitige Mitbegründer F.W. Kugel hatten im Jahr 2000 einen Abzweig der jetzt reaktivierten Bahnstrecke gekauft, um sie vor dem Abriss zu retten. Heute betreibt die Schleifkottenbahn GmbH auf dieser Nebenstrecke von Oberbrügge nach Halver die Draisinenbahn und entwickeln neue Konzepte für den Schienenverkehr im ländlichen Raum.

Auf der Fahrt von Oberbrügge nach Meinerzhagen betonte Stefan Heinrich, dass es nun wichtig sei, den regelmäßigen Betrieb des Regionalverkehrs sicherzustellen. Bedroht sei dieser zum Beispiel durch neue Straßenbauplanungen des Landesbetriebes Straßenbau (Straßen.NRW) in Kierspe. Ließe dieser den Bahnverkehr bei seinen Planungen außer Acht, werde unter Umständen eine Bahnbrücke in Kierspe monatelang für den Zugverkehr gesperrt. Ein solcher Schritt wiederum würde den gerade erst in Fahrt gekommenen Personenverkehr auf der Schiene wieder monatelang stilllegen und die Akzeptanz des ÖPNV als alternatives Transportmittel zum Auto erneut schmälern. Die Lokal- und Landespolitik müsse daher Gespräche mit Straßen.NRW suchen, um eine alternative Lösung zu finden, die den Weiterbetrieb der Regionalbahn während der geplanten Straßenbauarbeiten gewährleisten.

Martin Halbrügge, Jana Schrage, Rüdiger Nieland und Matthias Clever hören aufmerksam zu als Stefan Heinrich – hier nicht im Bild – seine Ideen für einen verbesserten Schienenpersonennahverkehr vorstellt. © S. Löschke

Wie zur Bestätigung seiner Aussage, stiegen dann am Bahnhof Kierspe auch überraschend viele neue Fahrgäste in den Zug. „Wir Grüne sehen dringenden Handlungsbedarf für die Verbesserung des ÖPNV im ländlichen Raum“, sagte der Halveraner Grünen-Ortsverbandssprecher Martin Halbrügge und fügte hinzu: “Der Lückenschluss der Volmetalbahn war nach langer Zeit eine Maßnahme, die Bewegung in die Sache gebracht hat. Diese aber muss noch durch ein flächendeckendes ÖPNV-Konzept für die geltenden Tarife und die zeitlichen Anbindungen ergänzt werden. Hier sind auch innovative Kombinationen mit dem individuellen Personennahverkehr denkbar.“

Beim Bau des Oberbrügger Bahnhofes ist zumindest schon mal Weitsicht bewiesen worden. So sind an dem Haltepunkt neben ausreichend Parkplätzen für Autos auch abschließbare Fahrradboxen installiert worden. In ihnen können Berufspendler*innen und Tourist*innen nun ihre Räder sicher abstellen. Gespannt warten wir Grünen nun auf das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, welche untersucht, ob die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Oberbrügge und Halver für den Schienenpersonennahverkehr sinnvoll ist. Noch fahren auf dem Gleis die Draisinen der Schleifkottenbahn.

Informativer Stadtspaziergang durch Meinerzhagen
In Meinerzhagen angekommen, begrüßten uns unsere Freund*innen vom heimischen Ortsverband. Auf einer Führung durch die Stadt besichtigten wir den mit Fördermitteln neu gestalteten Stadtpark, die frisch renovierte Touristeninformation sowie den umgebauten Marktplatz vor der Stadthalle. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle für den informativen Nachmittag und den guten Austausch. Das Eis war übrigens auch sehr lecker!