Skandal um Tierhaltung in Halver: Aninova deckt auf

Tierquälerei in Halver? Aninova veröffentlicht erschreckendes Videomaterial

Die Tierschutzorganisation Aninova hat Bildmaterial erhalten, das zeigt: In einem Schweinemastbetrieb in Halver werden Tiere unter schlimmsten Bedingungen gehalten. Die Aufnahmen zeigen unterernährte und verletzte Schweine, tote Ferkel und massive hygienische Mängel.

Das Video stammt von einem anonymen Rechercheteam und wurde von Aninova ausgewertet. Jan Peifer, Gründer und Geschäftsführer von Aninova, berichtet im Podcast von seinen Eindrücken: „Ich habe viele solcher Videos gesehen, aber das hier hat mich besonders bewegt – zum Beispiel die Bilder von Muttersauen, die in sogenannte Kastenstände eingesperrt sind. Sie können sich kaum bewegen. Das ist ein Zustand, der einfach nur traurig ist.“

Wie ist so etwas überhaupt erlaubt?

Viele Menschen denken bei Tierhaltung an grüne Wiesen und glückliche Tiere. Die Realität sieht oft anders aus. Auch in Deutschland sind die gesetzlichen Vorgaben zur Haltung sogenannter „Nutztiere“ äußerst schwach.

Zwar gibt es ein Tierschutzgesetz und eine Tierschutznutztierverordnung, doch diese setzen nur absolute Mindeststandards – und die sind alles andere als tiergerecht. Mastschweine haben in Deutschland im Durchschnitt weniger als einen Quadratmeter Platz. Und das hat sich seit 20 Jahren nicht geändert.

Wer kontrolliert das eigentlich?

Eigentlich müssten Veterinärämter regelmäßig überprüfen, ob diese Mindeststandards eingehalten werden. Doch laut Jan Peifer ist das Wunschdenken: „Im Schnitt wird ein Schweinemastbetrieb in NRW nur alle 20 Jahre kontrolliert – in Bayern sogar nur alle 48 Jahre.“

Der Betrieb in Halver war erst Anfang des Jahres kontrolliert worden. Damals wurden Mängel festgestellt und Auflagen erteilt. Doch die neuen Bilder zeigen: Viele Probleme bestehen weiterhin – darunter kaputte Stallböden, mangelnde Pflege und eine heruntergekommene Anlage.

Warum greift niemand durch?

Jan Peifer sieht mehrere Gründe: Überlastete Behörden, Angst vor juristischen Auseinandersetzungen, wirtschaftliche Interessen – und manchmal auch persönliche Nähe zwischen Kontrollierenden und Landwirten. In Halver scheint genau das eine Rolle zu spielen.

Dabei hätten die Behörden rechtliche Möglichkeiten: Sie könnten Auflagen verschärfen, Strafen verhängen oder im Extremfall sogar die Tierhaltung verbieten. Doch oft fehlt der Mut zum Durchgreifen.

Was können wir lokal tun?

Auch als kommunale Politik können wir aktiv werden. Jan Peifer empfiehlt:

  • Nachfragen, wie oft Tierhaltungsbetriebe im Märkischen Kreis kontrolliert werden.
  • Öffentlich Druck machen, wenn Missstände bekannt werden.
  • Veterinärämter personell und finanziell besser ausstatten.
  • Denjenigen den Rücken stärken, die Missstände aufdecken und bekämpfen.

Wer ist Aninova?

Aninova – früher bekannt als „Deutsches Tierschutzbüro“ – kämpft für die Rechte von Tieren. Ziel ist es, durch Recherchearbeit und Aufklärung das Bewusstsein der Menschen zu verändern und langfristig eine tierfreundlichere Gesellschaft zu schaffen.

„Unser Ansatz ist klar: Tiere sollen leben dürfen, ohne gehalten, transportiert oder geschlachtet zu werden“, sagt Jan Peifer. Auch wenn Aninova mit versteckten Kameras arbeitet, passiert das laut Peifer immer gewaltfrei und mit dem Ziel, Missstände aufzudecken.

Tierhaltung in Halver – ein Systemproblem?

Das Schockierende: Rund 90 % der Fälle, die Aninova dokumentiert, sind laut Peifer Zufallsfunde. Das heißt: Missstände sind offenbar kein Einzelfall, sondern System.

Und selbst wer bewusst Fleisch aus der Region kauft, sollte genau hinschauen. Auch sogenannte Tierwohl-Betriebe nutzen häufig Kastenstände – sogar in der Biohaltung. Und geschlachtet wird am Ende meist doch in großen Schlachthöfen unter fragwürdigen Bedingungen.

Was bleibt?

Die neue Folge von Grünfunk Halver ist unbequem, aber wichtig. Sie zeigt, dass wir – auch hier bei uns – genauer hinschauen müssen – beim Einkaufen, in der Politik und in unserer Stadt.

Jetzt reinhören: Hier geht’s zur Podcastfolge

Mehr Infos zu Aninova: www.aninova.org

Tierhaltung in Halver darf kein blinder Fleck bleiben. Wenn du gemeinsam mit uns etwas verändern willst, melde dich gerne – wir freuen uns über jeden Hinweis und jede Unterstützung.

Tierleid in Halver – Der Schweinezucht-Skandal und was er über unser System verrät

Schockierende Bilder aus einem Schweinemastbetrieb in Halver gehen viral: verletzte Tiere, tote Ferkel, hygienische Katastrophen. Die Tierschutzorganisation ANINOVA deckte die Missstände auf – jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Wir sprechen mit Jan Peifer, dem Vorstand von ANINOVA, über den Fall, über das System hinter der industriellen Tierhaltung, über Verantwortung und darüber, was wir alle tun können, um Tierleid zu verhindern.